
Der plötzliche Herztod
Jedes Jahr verantwortlich für den Tod tausender Menschen.
Die dritthäufigste Todesursache in Europa und den USA.
Definition
Der plötzliche Herztod ist ein unerwarteter natürlicher Tod, dessen Ursache eine Herzerkrankung ist. Die Herzerkrankung kann vorbekannt, oder aber bis zum ersten Symptom unbekannt sein. Der Kreislaufstillstand tritt meist innerhalb der ersten Stunde ab Symptombeginn ein.
Zahlen und Fakten
Hintergrund
Im Jahr 2020 starben in Österreich „nur noch“ 338 Menschen im Straßenverkehr. Dies ist das Ergebnis einer konsequenten Politik, die u.a. Gurtenpflicht, Tempolimit und die Senkung des im Blut erlaubten Alkoholgehalts beschlossen hat.
Mit den uns zu Verfügung stehenden wissenschaftlichen Erkenntnissen, könnten wir Prozesse einleiten, die uns in ein paar Jahren ebenso große Erfolgen im Überleben des Kreislaufstillstandes feiern ließen.
In Wien wurden dahingehend bereits Projekte in die Wege geleitet. Dank zahlreicher Kampagnen stieg die Überlebensrate innerhalb der letzten Jahre von 10 auf über 20 Prozent. Die erfreulichen Ergebnisse spiegeln sich in wissenschaftlichen Arbeiten wider und liefern Rückenwind für Pläne, welche das Ziel verfolgen die Überlebensrate auf über 30 - 40 Prozent in Wien zu erhöhen. Die bisherigen Erfolge sind das Ergebnis jahrelanger guter Zusammenarbeit zwischen Politik, Universitäten, Institutionen und Organisationen.
Die Bedeutung der Laien
Vielleicht passiert es am Tennisplatz, in der Arbeit, auf dem Weg zur Party, im Restaurant oder beim Fernsehen. In 70% der Fälle passiert es in der Freizeit. Meist geschieht es völlig unerwartet, denn ca. jede zweite betroffene Person, galt bis zu diesem Zeitpunkt als „Herzgesund“. Die Tragik des plötzlichen Herztodes wird durch den Umstand, dass viele Menschen hätten gerettet werden können, wenn Laien bereits mit der Wiederbelebung begonnen hätten, gesteigert.
Die nachweislich wichtigsten Maßnahmen bei einem Kreislaufstillstand sind die rasche Alarmierung der Rettung und die qualitativ hochwertige kardiopulmonale Reanimation (= CPR = Thoraxkompressionen + AED + ggf. Beatmung). Ohne Wiederbelebung nimmt die Überlebenswahrscheinlichkeit um 12% pro Minute ab. Nach bereits wenigen Minuten führt der akute Sauerstoffmangel zu nicht wieder behebbaren neurologischen Schäden.
Die Zeit vom Moment der Notrufannahme durch das Leitstellenpersonal bis zum Beginn der Wiederbelebung durch den Rettungsdienst beträgt in Wien durchschnittlich 11 Minuten.
Das unterstreicht die enorme Bedeutung der Ersten Hilfe. Es erklärt auch, weshalb die Chance einen Kreislaufstillstand zu überleben bis zu viermal höher ist, wenn die CPR bereits von Laien begonnen wird. Die korrekte Durchführung der CPR inklusive der Bedienung des Defibrillators ist mit der richtigen Schulung klar durchschaubar, sodass sie bereits von Volksschulkindern durchgeführt werden kann.
Viel zu selten wird vor dem Eintreffen des Rettungsdienstes mit den einfachen Wiederbelebungsmaßnahmen durch Ersthelfer begonnen. Im Jahr 2010 wurde die Wiederbelebung bei nur etwa 40% der Kreislaufstillstände außerhalb eines Kranken-hauses in Wien bereits durch Laien durchgeführt. Als Gründe für die unterlassene Wiederbelebung werden von den Befragten in erster Linie die Angst vor Fehlern und Unwissenheit angegeben. Die Bereitschaft zur Hilfe hängt stark davon ab, ob man sich diese Hilfe auch tatsächlich zutraut.
Das rasche Erkennen eines Kreislaufstillstands und das Erlernen von Maßnahmen zur Wiederbelebung sind daher von großer Bedeutung. Bereits beim Vorhandensein minimaler medizinischer Vorkenntnisse verdreifacht sich die Wahrscheinlichkeit den Kreislaufstillstand zu erkennen.
Unzureichende Wiederbelebung durch Laien kann in drei Kategorien zusammengefasst werden:
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Unsicherheit bei der Feststellung eines Atem-Kreislaufstillstands führt zu einer Verzögerung des Notrufs und verspätetem Beginn der CPR.
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Thoraxkompressionen von verminderter Qualität aufgrund zu geringer Eindrucktiefe und/oder zahlreichen Unterbrechungen („Hands-Off-Time“).
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Verzögerter Einsatz eines Defibrillators aufgrund fehlender Geräte im öffentlichen Raum bzw. unzureichender Markierung.
Training in der Schule steigert die Überlebensrate
Viele Menschen erwerben Kenntnisse zur Durchführung von lebensrettenden Sofortmaßnahmen im Rahmen ihres Führerschein-kurses. Dies geschieht in einer Entwicklungsphase, in welcher der Bewertung durch andere und insbesondere durch Gleichaltrige einen besonders hohen Stellenwert beigemessen wird.
Um die Durchführung der CPR als selbstverständlich wahrzunehmen und nicht durch das Gefühl der Beobachtung und Bewertung anderer gehemmt zu werden, ist es hilfreich, dass der erste Wiederbelebungsunterricht bereits vor der Pubertät stattfindet.
Die verpflichtende Ausbildung von SchülerInnen hat den größten Einfluss auf die Steigerung der Laienreanimationsrate. Es ist davon auszugehen, dass dies der erfolgreichste Weg ist, um den größten Teil der Bevölkerung zu erreichen.
Die höchsten Laienreanimationsraten finden sich daher sich in einigen skandinavischen Ländern, in denen die Ausbildung in Schulen bereits seit Jahrzehnten verpflichtend ist - ein Konzept, das sich immer mehr etabliert.
Studie in Dänemark zeigt den Zusammenhang zwischen Training in der Schule und Laien-Reanimationsrate
In Dänemark wurde im Jahr 2005 daher ein verpflichtendes Training in den Grundschulen eingeführt. Das Projekt zeigte rasche Erfolge (siehe Abb.). In fünf Jahren verdoppelte sich nahezu die Häufigkeit der bereits von Laien durchgeführten CPR (Rote Linie). Gleichzeitig stieg die primäre Überlebensrate von 10 auf 22 % (Grüne Linie).

Abbildung: Nach der Einführung des Unterrichts von Wiederbelebungsmaßnahmen in Schulen Dänemarks wird ein starker Anstieg der Laienwiederbelebung und Überleben bei Ankunft im Krankenhaus beobachtet. (Wissenberg M et al. JAMA 2013;310:1377-84)
Training schafft Sicherheit
Gut trainierte Laien können selbstbewusst einen Kreislaufstillstand erkennen, den Notruf absetzen und die Reanimation starten. Damit legen sie den Grundstein für eine erfolgreiche Wiederbelebung. Eine nachweislich gute Methode ist der regelmäßige Unterricht während der Schulzeit.
Laien ohne jegliche Kenntnisse können auch via Telefon von der Rettung in der CPR angeleitet werden. Parallel werden neben dem Rettungswagen und auch First Responder alarmiert. First Responder sind speziell ausgebildete und trainierte, hoch motivierte Erst-HelferInnen. In Wien werden First Responder der Polizei und Feuerwehr, welche sich in unmittelbarer Nähe befinden, zum Notfallort geschickt. Dieses Konzept führt zu einer Verkürzung der Zeit des effektiven CPR-Beginn.
Öffentlich zugängliche und gut gekennzeichnete Defibrillatoren sind essenzieller Bestandteil der Strategie zu Steigerung der Überlebensrate.
